Gefragt sind Behutsamkeit und Fachwissen
Couperose und Rosacea:
Rötungen und sichtbare Äderchen im Gesicht sind typische Merkmale von Couperose und Rosacea. Dabei ist die Unterscheidung schwierig, denn oft werden beide Begriffe zur Bezeichnung der chronischen Hautkrankheit verwendet. Doch ist Couperose und Rosacea tatsächlich dasselbe? Und wie können Kosmetikerinnen entsprechenden Patienten und Patientinnen im Institut weiterhelfen?
Couperose oder Rosacea? Es ist eine Frage des Blickwinkels: Während in der Forschung Couperose eine Vorstufe beziehungsweise ein Frühstadium der Rosacea bezeichnet, wird in der Dermatologie meist nicht zwischen Couperose und Rosacea unterschieden. Auch Hautärzte sprechen bei den typischen Symptomen in der Regel von einer Rosacea im Frühstadium. Offensichtlich ist jedoch, dass sowohl Couperose als auch eine frühe Form der Rosacea mit den gleichen Symptomen einhergehen: geweitete, sichtbare Äderchen im Gesicht sowie gerötete Haut. Die Risikofaktoren, wie beispielsweise ein heller Hauttyp, sind ebenfalls identisch.
Vorkommen und typische Merkmale
Die Rosacea ist meist eine Hautkrankheit des erwachsenen, weniger des jugendlichen Menschen. Sie tritt in verschiedenen Formen und Schweregraden auf und bezeichnet eine chronisch entzündliche Gesichtsdermatose. Die Rosacea kommt bei Männern und Frauen gleich häufig, jedoch bevorzugt in der zweiten Lebenshälfte vor. Begleitende Entzündungen der Augen sind möglich. Nasolabial, perioral und periorbital tritt sie allerdings nicht auf und zeigt im Gegensatz zur Akne keine Komedonen. Häufig bestehen begleitende Autoimmunerkrankungen wie etwa Colitis ulzerosa oder Hashimoto. Typisch für Rosacea ist die schmetterlingsförmige Ausbreitung. Die Krankheit kann in drei Stadien verlaufen:
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Erstes Stadium (Rosacea erythematosa-teleangiectatica): Erweiterte Äderchen und Rötungen der Wangen, Teleangiektasien (makroskopisch sichtbare Gefäßerweiterungen), Flush (anfallsweise Rötung der Gesichtshaut). Ein Vorstadium ist die Prä-Rosacea mit dem periodisch flüchtigen Erythem.
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Zweites Stadium (Papulopustulöse Rosacea): Zusätzlich Knötchen und Eiterpusteln, teils auch großflächige Pustelfelder im Gesicht.
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Drittes Stadium (Glandulär-hyperplastische Rosacea): Talgdrüsen-Wucherung, vergröbertes Hautrelief, Phyme (Knollennase), Ödeme (Wasseransammlungen, Schwellungen), Venöse Stase (Abflussproblematik in den Gefäßen) und Hyperreaktivität (Überreaktionen), bis hin zur Knollennase (Rhinophym).
Ursachen werden noch diskutiert
Ein möglicher Zusammenhang mit einer Erkrankung an Rosacea liegt in der Besiedelung der Haut mit der Demodex-Milbe. Diese lebt bei vielen Menschen unbemerkt in den Talggängen und in den Haarwurzeln. Wenn das Immunsystem vermehrt darauf anspricht oder der Befall verstärkt ist, kann die Knötchenform der Rosacea entstehen.
Auch eine Erhöhung der antimikrobiellen Peptide in der Haut (zum Beispiel Cathelicidin) wird als mögliche Ursache in Betracht gezogen. Ist dies der Fall, kommt es zur Angiogenese und schließlich zur Entzündung – eventuell auch als eine Reaktion auf die Demodex-Milbe. Weiterhin wird in Fachkreisen diskutiert, ob eine Fehlregulation im Hirn-Kühlkreisklauf zur Entstehung der Rosacea beiträgt. Dabei passiert Folgendes: Bei Rosacea-Patienten ist der Mechanismus der intrakraniellen Kühlung durch vermehrte Blutströmung vom Gesicht zum Gehirn gestört, der fehlregulierte Faktor konnte noch nicht identifiziert werden. Forscher arbeiten jedoch aktuell daran.
Auch das Überschießen des Botenstoffes, der die Bildung neuer Gefäße anregt oder ein überreagierender Rezeptor, welcher auf die Gefäßneubildung anregenden Botenstoffe zu schnell reagiert, kann ursächlich verantwortlich für das Auftreten von Rosacea sein. Weiterhin wird in Betracht gezogen, ob eine genetische Veranlagung eine Erkrankung an Rosacea begünstigt. Signalstoffe des angeborenen Immunsystems, welche die Botenstoffe hemmen, die die Gefäßneubildung anregen, funktionieren dann nicht mehr.
Nicht zuletzt begünstigen auch hoher Blutdruck, hormonelle Ursachen sowie psychischer Stress das Auftreten von Rosacea. Ist ein bestimmtes Enzym erblich verändert, wird dadurch die Bindung von Glutathion (antioxidatives Peptid) an freie Radikale vermindert. Die freien Radikale sind erhöht und führen zur Entzündung.
Vorsicht vor ungünstigen Faktoren
Die Trigger, also die Verstärker der Rosazea sind beispielsweise Sonne, sehr warmes Wetter, heiße Bäder, heiße Getränke und Speisen, scharfe Speisen – durch Reflex des Trigeminus entsteht Gesichtsröte und Schwitzen – besonders Chili, Glutamat und Zitrone. Auch emotionaler Stress, Alkohol, körperliche Anstrengung, intensiver Wind, bestimmte Weine, wie etwa Chianti oder Burgunder, sowie histaminreiche Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Roquefort-Blauschimmel-, Parmesankäse, Auberginen, Spinat, Tomaten und Salami begünstigen Rosacea-Erkrankungen. Außerdem können auch Duftstoffe, beispielsweise Hamamelis in Alkohol, Kortison topisch, Vasodilatatoren als Medikamente sowie generell gefäßerweiternde Medikamente die Rosazea fördern. Gleiches gilt für die Menopause, Migräne bzw. Gefäßspasmen.
Was kann die Kosmetikerin tun?
Für die Kosmetikerin bestehen mehrere mögliche Behandlungsformen begleitend zur ärztlichen Therapie. Zum einen eignen sich Massagen und apparative Anwendungen, beispielsweise die Soebye-Massage. Auch Lymphdrainage und Ultraschall sind ratsam. Pflegeprodukte sollten entzündungshemmende Stoffe, VEGF-Stopps (z.B. Couperose Therapie Serum und Produkte von Reviderm) sowie gefäß- und hautnervenberuhigende Inhaltsstoffe aufweisen. Inhaltsstoffe, welche sich – je nach Rosaceaform – bereits als wirksam gezeigt haben, sind Azelainsäure, Linolensäuren, Boswelliasäuren, Coenzym Q10, Koffein, Grüner Tee, OPC, Betulinsäure, Mäusedorn, Sonnenhut sowie die Vitamine A, B3, E und C. Ein Barriereschutz mit Ceramiden, langkettigen Fettsäuren, Phosphatidylcholin, Triglyceriden, Squalan, etc. ist erforderlich.
Um zu erfahren, welche im Institut geführten Produkte Wirkstoffe dieser Art enthalten, sollten sich Kosmetikerinnen mit ihrem Lieferanten bzw. Depotpartner in Verbindung setzen. Abzuraten ist generell von alkoholhaltigen Produkten sowie von Okklusion (Abdichten durch Öle, feste Masken usw.). Auch bei allergiekritischen Duftstoffen, Rubbelpeeling, Produkten mit ätherischen Ölen, vor allem Menthol, Pfefferminze und Eukalyptusöl, müssen Kosmetikerinnen äußerste Vorsicht walten lassen.
Beispielhafter Behandlungsablauf
In meiner Praxis behandle ich Kunden, die an Rosacea erkrankt sind, bevorzugt mit Reviderm und folgendem Behandlungsablauf:
Reinigung abgestimmt auf den jeweiligen Hautzustand. Enzymatisches Peeling Durchblutungsmaske, Tonisierung, Soeby-Massage, Wirkstoffkonzentrat Couperose Therapy serum je nach Stadium Nr. 1 oder 2, Collagen Vlies oder Couperose Therapy Mask – je nach Hautzustand. Abschlusspflege mit Couperose Therapy Fluid oder Creme, je nach Hautzustand
Tipp: Bei der dekorativen Kosmetik die komplementäre Wirkung der Farbe Grün bedenken und geeignete Make-up-Produkte, zum Beispiel Mineral-Make-up verwenden.
Rose Steffen ist Heilpraktikerin, Kosmetikerin und Inhaberin der Heilpraktikerschule Eppingen. Sie ist als Dozentin und Fachautorin tätig und führt ein mehrfach ausgezeichnetes Kosmetikinstitut. Zudem ist sie fachliche Geschäftsführerin der BAGA Bildungsakademie, die ua auch eine Fortbildung zum Rosazea Experten bietet. www.heilpraktikerschule-eppingen.de