1. Sind Sie bereit, an Wochenenden und zu außergewöhnlichen Zeiten zu arbeiten? Hochzeiten finden meist an Samstagen, mitunter auch an Sonn- und Feiertagen statt. Das Styling einer Braut, deren Trauung für 9 Uhr angesetzt ist, beginnt meist schon um 6 Uhr morgens und sie möchte ebenso freundlich und ausgeschlafen vorbereitet werden, wie eine Braut, deren Hochzeit um 18 Uhr stattfindet.
2. Ist es Ihnen möglich, in zusätzliches Equipment zu investieren, um die Braut dort zu stylen, wo sie sich an diesem Tag befindet? Dies kann etwa zu Hause oder im Hotel sein und ist als besonderer Service häufig stressfreier für die Braut. Hierfür zahlt sie gerne einen höheren Stundensatz. Ihr Equipment sollte so beschaffen sein, dass Sie nur wenig Platz und eine Steckdose benötigen. Sogenannte Stylingkoffer mit Stativbeinen, eigener Beleuchtung und Spiegel im Deckel sehen nicht nur professionell aus, sondern schaffen in jeglichem Ambiente einen optimalen Arbeitsplatz.
3. Sind Sie bereit, eine hohe Verantwortung mitzutragen? An diesem Tag muss alles perfekt sein. Es ist daher unabdingbar, pünktlich und zuverlässig zu sein sowie an alles zu denken. Fehler können nie mehr korrigiert werden, denn Fotos und Filmaufnahmen bleiben. Ein Leben lang.
4. Haben Sie ein stabiles Nervenkostüm? Sie erwartet hochkonzentrierte Arbeit bei extremen Emotionen des Brautpaares, begleitet von Nervosität, Freude, Herzrasen, möglicherweise Ohnmachtsanfällen auch bei so manch einem Gast. Und dies nicht selten begleitet von einem Fotografen, der jede Bewegung aufnimmt, und immer mit Blick auf die Uhr, denn Sie müssen grundsätzlich eine Punktlandung schaffen.
5. Können Sie auch mal improvisieren? Kleine ungeplante Ereignisse passieren in stressgeladenen Situationen schnell: ein abgerissener Knopf beim Ankleiden oder bestimmte Blumen im Brautstrauß, die nicht gefallen. Dann heißt es: Ruhe bewahren, klare Fragen an die Braut stellen und Entscheidungen treffen, gegebenenfalls die störenden Blumen entfernen. Sie sind meist die letzte Person, die noch bei der Braut ist und ihr helfen kann, bevor die Trauung beginnt.
Dies alles ist genau Ihr Ding? Dann freuen Sie sich auf abwechslungsreiche, interessante und emotionale Jobs.
„Wie mache ich Brautpaare auf mich aufmerksam?“
Zu Beginn der Tätigkeit ist jedoch zunächst einmal nicht die Kosmetikerin, sondern die Unternehmerin gefragt. Denn wer gerade ein Business aufbaut, kann sich zumeist noch keine Werbeagentur, keine Marketingabteilung, kein Coaching leisten. Neben Kooperationen mit Menschen aus den genannten Dienstleistungen, die möglicherweise schon über einige Erfahrungen und Kontakte aus diesem Bereich verfügen, empfiehlt sich auch die Teilnahme an einer Hochzeitsmesse mit einem eigenen Stand. Diese Events sind die Haupttransformatoren für ein erfolgreiches Marketing. Natürlich hat solch ein Stand oft einen nicht unerheblichen Preis, aber es besuchen mehrere Tausend Hochzeitswillige diese Messen und Sie können direkt zeigen, wer Sie sind und was Sie tun. Erstellen Sie Make up und Hairstyling direkt vor Ort – und in kurzer Zeit, werden Sie, aus eigener Erfahrung, zu einem Publikumsmagneten, an dem Ihre zukünftigen Kunden nicht selten eine bis zwei Stunden stehen bleiben. Wenn Sie selbst kein Hairstyling anbieten, kooperieren Sie doch mit einem Friseur. Vielleicht fehlt ihm oder ihr noch die passende Person für das Make up. Doch Vorsicht: Vor jeder Kooperation sollte die Frage beantwortet werden, ob dieser Kooperationspartner bzw. diese -partnerin zum eigenen Image und den eigenen Preisen passt, welche Qualität seine/ihre Arbeit hat und ob die Zielgruppe die gleiche ist. Auch der Kontakt zu Wedding Plannern erweist sich oft als fruchtbar. Diese kooperieren mit einem großen Pool aus Dienstleistern, um die richtige Person für ihr Brautpaar auswählen zu können. Meist wird hier eine prozentuale Vergütung vereinbart.
Nicht zuletzt freuen sich auch die Eventmanager eines guten Hotels, zuverlässige Stylisten und Visagisten empfehlen zu können, sofern sie nicht über eigenes Personal im Hause verfügen.
Was passiert nach dem ersehnten „Ja, ich will“?
Nach der ersten Aufregung und dem Herzklopfen anlässlich des Heiratsantrags, den Anrufen an Freunde und Familie, beginnt oft bereits die Planung: Hochzeitstermin, Standesamt, Kirche, eine Location für die Feier werden gesucht. Anschließend stellt sich dann, zumindest für die Braut, die entscheidende Frage: Wie sehe ich aus? Gewünscht wird das perfekte Kleid, das perfekte Styling und das perfekte Make up. Zu viele Perfekts? Nein! Die Braut von heute stellt hohe Ansprüche und lässt sich diese auch einiges kosten. Schließlich geht es hier um den „schönsten Tag im Leben“. Und nun gilt es für Sie als Fachkraft, den „Kleinmädchentraum“ mit dem Bild der erwachsenen Frau zusammenzuführen und wahr werden zu lassen. Unabdingbar für ein rundum gelungenes Fest ist eine gute Planung – idealerweise nach genau getakteten Vorgaben.
Ein Jahr bis sechs Monate vor der Hochzeit
Jede Interessentin lade ich zu einem kostenfreien, etwa 30- bis 45-minütigen Informationsgespräch in mein Institut ein. Es gilt, sich kennenzulernen und abzuwägen, ob die Hände, die Sie an ihrem Tag begleiten, die richtigen für Sie sind. Wenn es passt, legen wir fest, welche Treatments sinnvoll sind und terminieren die Zeit. Ziel ist das perfekte Aussehen am Tag der Hochzeit.
Ich beginne immer mit der Analyse des Hautbildes, denn eine gepflegte Haut ist die Grundlage für ein perfektes Make up, und die entsteht nicht in einer einzigen Behandlung. Gibt es hier etwas zu optimieren? Welche Treatments sind sinnvoll für Gesicht, Hals und Dekolleté, Arme, Rücken, Beine, Hände, Füße? Sollen wir Härchen entfernen? Dauerhaft mit Laser, oder mit Wachs? Welche Pflegeprodukte für zu Hause eignen sich? Können wir bei einer Diät unterstützen? Ist vielleicht eine Kooperation mit einem Personal Trainer angebracht? Auch Permanent Make up ist für einige Bräute interessant, für ein dauerhaftes, nicht wegzuweinendes Make up. Schließlich gilt es zu klären: Wo findet das Styling statt? Gibt es ein Engagement Shooting vorab? Viele Hochzeitspaare vereinbaren einen solchen Termin, um festzustellen, ob der Fotograf das gewünschte Ergebnis erzielt. Gerne werden diese Bilder dann für die Einladung verwendet, also sollten bereits dort Hairstyling und Make up stimmen, selbstverständlich in natürlicherem Look. Sind noch Gäste oder Familienmitglieder an einem Styling am Tag der Hochzeit interessiert, planen Sie auch für diese die entsprechende Zeit ein.
Vier bis zwei Monate vor der Hochzeit
Ist das Brautkleid ausgewählt, vereinbaren wir einen Termin zum Probestyling. Dabei sprechen wir über Wünsche und Vorstellungen, unter Berücksichtigung des Stils, des Schmucks und der Farbe des Brautbouquets. Ich schaue nach der Gesichtsform und nach Proportionen und erstelle auf dem halben Gesicht ein Make up. Dies gibt mir die Möglichkeit, noch eine weitere Variante zu demonstrieren. Häufig verwende ich kleine Wimperchen zur Verdichtung für einen wundervollen Augenaufschlag. So entstehen Schritt für Schritt das optimale Make up und das Hairstyling. Natürlich kostet auch das Probestyling Geld, schließlich investieren wir Know-how, Material und Zeit. In meinem Institut dauert ein Probestyling ca. zwei Stunden, inklusive halb-halb Make up, sowie zwei bis vier zügig gesteckten, noch nicht ganz perfekten Frisuren. Hat die Braut schon einen Schleier oder bestimmten Schmuck, kann sie ihn gerne mitbringen und er wird direkt mit eingearbeitet. Tipp: Machen Sie Fotos von dem Endergebnis. Dies hat zwei Vorteile. Zum einen weiß die Braut dann schon vorher, wie sie am Tag ihrer Hochzeit wirken wird. Zum anderen gehen wir sicher, dass wir genau das umgesetzt haben, was besprochen wurde und vermeiden Missverständnisse.
Zwei Wochen bis eine Woche vor der Hochzeit
Nun erfolgt ein letztes Treatment für Gesicht, Hals und Dekolleté, eine Korrektur der Augenbrauen sowie das Färben der Wimpern. Je nach Zeitbudget und Bedarf kann auch noch ein Bodypeeling durchgeführt werden.
Ein Tag vor der Hochzeit
Maniküre und Pediküre, selbstverständlich mit vorherigem Peeling und Maske, runden das Pflegeprogramm ab. Möglicherweise ist der Einsatz von Shellac sinnvoll, denn so sind die Nägel sofort trocken und bleiben perfekt für den nächsten Tag. Nicht wenige Bräute haben noch Vorbereitungen zu erledigen, oder treffen sich zu einem „Get Together“ mit bereits angereisten Gästen.
Der Tag der Hochzeit
Nervös? Nervös! Die Braut darf es sein, Sie nicht! Sie sind pünktlich und haben an alles gedacht. Wenn noch Gäste gestylt werden, beginne ich mit diesen. Die Braut kann währenddessen noch entspannt im Bademantel sitzen. Wenn sie gestylt ist, geht es dann gleich los. Das verhindert Aufregung und Stress durch Wartezeiten. Gerne helfen Sie beim Ankleiden. Planen Sie hierfür etwa 30 Minuten ein, denn auch Gäste, die vorher helfen wollten, sind plötzlich in Aufregung. Sie sind dann die verlässliche, ruhige Hand. Nach einigen Hochzeiten kennen Sie die versteckten Raffinessen der Kleider, kleine Ösen und Schlaufen, die durch den BH gezogen werden für den perfekten Sitz, scheinbar endlose Knopfreihen und wie viele Lagen ein Unterrock haben kann.
Und nun kann er beginnen, der schönste Tag im Leben Ihrer Kundin. Das wundervollste Geschenk für Sie? Die Begeisterung, die Freude, vielleicht ein paar Tränchen, denn auch die Braut sieht sich heute zum ersten Mal komplett. Diesen Moment wird sie nie vergessen und Sie sind ein Teil davon. So wird manchmal aus einer Braut eine treue Stammkundin. In jedem Fall ist eine zufriedene Braut ein riesiger Transformator für Weiterempfehlungen, denn jede Freundin und Bekannte, die heiratet, wird fragen: Bei wem warst du? Freuen Sie sich auf spannende, stressige, atemberaubende und wundervolle Momente, die Sie begleiten werden. Ein Leben lang.
Nicole Morawitz ist eine gefragte Anti-Aging-Kosmetikerin, Permanent Make-up-Expertin, Haistylistin und Visagistin. Ihr Institut in Bad Homburg richtet sich an eine sehr anspruchsvolle Klientel.